Mit der Registratur von Johann Maria Warschitz (†1541/42) aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die in sechs Leinentaschen im Regensburger St. Katharinenspital erhalten blieb, macht das
Spitalarchiv einen der ältesten Diplomatennachlässe des deutschsprachigen Raums der interdisziplinären Erforschung zugänglich.
Der Frühneuzeithistoriker Georg R. Kaulfersch widmete sich der Analyse dieses Bestandes im Rahmen seiner Dissertation, die von der Wissenschaftlichen Beirätin des Spitalarchivs Prof. Dr. Harriet
Rudolph (Lehrstuhl für Neuere Geschichte, Universität Regensburg) betreut und mit der Bestnote summa cum laude bewertet wurde.
Kaulferschs Studie wurde in die international hochrenommierte Reihe "Externa. Geschichte der Außenbeziehungen in neuen Perspektiven" (Böhlau) aufgenommen. Die Monographie ist ab 14.04.2025 im
Buchhandel erhältlich. Eine Vorstellung im Archiv der St. Katharinenspitalstiftung erfolgt im Sommersemester 2025.
Verlagsinfo: Die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde im Kontext der Neuen Diplomatiegeschichte bislang kaum erforscht. Diese Studie untersucht das diplomatische Handeln von Johann Maria
Warschitz († 1541/42), der in dieser Umbruchsphase für Pfalzgraf Friedrich sowie die Habsburger als Gesandter europaweit tätig war. Mit dem in sechs Leinentaschen gelagerten Archiv dieses Akteurs
liegt ein einzigartiger Bestand vor, der durch Quellen in österreichischen und italienischen Archiven ergänzt wird. Bei der praxeologischen Analyse stehen Warschitz’ weit verzweigte Netzwerke,
seine vielseitigen Rollen, ökonomischen Interessen sowie seine Schriftpraktiken im Vordergrund. Die Untersuchung zeigt, wie Warschitz aktiv das diplomatische Geschehen mitgestaltete und dabei
seine eigenen Ressourcen vermehrte. Gleichzeitig liefert die Studie neue Einblicke in die ‚erste Sattelzeit der Diplomatie‘ um 1500, in der sich die Handlungslogiken in den europäischen
Außenbeziehungen grundlegend veränderten.