Katharinenfest 2024: Spitalschreiberhaus feierlich eingeweiht

Am Veitstag des Jahres 1460 stiftete Anndre Nidermair, Kaplan der St. Stefans-Kapelle im Domkreuzgang zu Regensburg, ein „pillgramhawz“ im St. Katharinenspital, das sich gegenüber der heutigen Spitalkirche St. Katharina am Westzugang des Hospitalgeländes befand.

 

Unweit der Steinernen Brücke, am Knotenpunkt der spätmittelalterlichen Handels- und Pilgerwege, sollte von nun an, wie die im Spitalarchiv verwahrte Stifterurkunde von 1460 besagt, „ein yeder spitalmaister des egenannten spitals“ in dem Gebäude „all pillgram, es sein frawen oder man, briester oder arm sch/uler vnd auch annder arm ellennd lewt“ beherbergen und versorgen. Wer jedoch das „pater noster vnd aue Maria“ nicht aufsagen konnte, wurde nicht eingelassen. Auch blieben laut der Stiftungsurkunde marginalisierte Gruppen wie Gaukler, Komödianten oder Menschen ausgeschlossen, die „von einem iarmarckt zu dem anndern oder von einer kirchweich zu der anndern im lanndt vmbziehen“.

Nach der Reformation endete die Nachfrage nach einer Pilgerherberge. Seitdem hat das Bürgerhospital den Ort an der Stelle des heutigen Spitalschreiberhauses vielfältig umgenutzt und weitergebaut: als Brunnen- und Waschhaus, Malzmühle (18. Jh. bis 1897), Lagerfläche sowie Wohnhaus unter anderem für Spitalschreiber und ihre Familien (18.-21. Jh.). 1850 kam ein Hochstall für Tiere dazu.

 

Bis heute ist das „Schreiberhaus“ im Eigentum der sozial-caritativen Spitalstiftung. 2024 erfolgte eine denkmalgerechte Sanierung mit Umbau. Jetzt dient das „Haus für Engagement“ den Menschen in der Stadt Regensburg als Begegnungsort für Vereine und Initiativen. Es wird von der St. Katharinenspitalstiftung in Zusammenarbeit mit der Stadt Regensburg betrieben und öffnet ab Januar 2025 die Pforten für seine zukünftige Nutzung.

 

Am 25.11.2024, dem Hochfest der Hl. Katharina, das im St. Katharinenspital als Patroziniumsfest mit allen Bewohnerinnen und Bewohnern, Mitarbeitenden und Gästen gefeiert wird, fand die Segnung der Räumlichkeiten im Spitalschreiberhaus durch den Spitalratsvorsitzenden und Domprobst Dr. Franz Frühmorgen statt.

 

Die Namen der Räume im „Haus für Engagement“ erinnern an Frauen und Männer, die das „Schreiberhaus“ und sein historisches Umfeld belebt und bewirtschaftet haben und die über Dokumente im Spitalarchiv historisch greifbar werden:

 

Obser-Saal [EG] Historisch wirkmächtiger Spitalschreiber; 1439 Spitalmeister. | Nidermair-Stube [EG] Regensburger Kaplan und Stifter des Pilgerhauses im 15. Jh. | Ottin-Stube [OG] Stadtschreiberswitwe und Spitalsbewohnerin im 18. Jh. | Kirchdorfferin-Raum [OG] Regensburger Bürgerin im 17. Jh. | Mayerhofferin-Kreativraum [OG] Viehmagd im 18. Jh. für die Ochsen der Malzmühle. | Schreibstube [OG] Verwaltungsbüro des „Haus für Engagement“.

 

Bild: Dompropst Dr. Franz Frühmorgen segnet im Beisein von Spitalmeister Wolfgang Lindner und der Spitalfamilie das Spitalschreiberhaus.

 

Artikel zur Einweihung in der Regensburger Zeitung: Link

Artikel zur Einweihung in der Mittelbayerischen Zeitung: Link

Bericht zur Einweihung auf TVA: Link

 

Das Spitalschreiberhaus auf der Homepage der Stadt Regensburg: Link