Die St. Katharinenspitalstiftung in Regensburg trauert um ihren Wissenschaftlichen Beirat Professor em. Dr. med. Dr. phil. Klaus Bergdolt. Der Beirat für die Schriftenreihe des Archivs des St. Katharinenspitals durfte Professor Klaus Bergdolt – Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität zu Köln 1995-2014, Ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste und Ehrenmitglied des Deutschen Studienzentrums in Venedig – zu seinen Gründungsmitgliedern zählen. Der Augenarzt sowie Kunst- und Medizinhistoriker, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 15.02.2023, „schrieb gleichermaßen Standardwerke zur Pest, zu Deutschen in Venedig sowie zur Entstehung der Weihnachtskrippe aus dem Geist der Italianità“.
Neben alle Verpflichtungen in Forschung und Lehre und neben sein extraordinäres, beeindruckend vielseitiges Engagement in wissenschaftlichen Gesellschaften, Redaktionen und Beiräten trat nicht als Gegensatz Bergdolts Wirken an Friktionslinien der Zivilgesellschaft: Sei es in der Leitung des Ethik-Konsils des Universitätsklinikums Köln, sei es im Nationalen Aids-Beirat; sei es in den Medien als charismatischer Experte für Seuchengeschichte, oder sei es als Förderer von Kunst- und Kulturinitiativen in seiner Wahlheimatstadt Köln, etwa als Vorstandsmitglied der Freunde des Wallraf-Richartz-Museums oder jüngst in der Mitwirkung bei einem Pandemieprojekt des Collegium musicum Koeln, das indes fragte: „Lassen wir selbst den Gedanken zu, dass der Tod ein ständiger Begleiter und das notwendige Ziel unseres Lebens ist?“
Umso bemerkenswerter bleibt im Licht der Fülle seines Oeuvres Professor Klaus Bergdolts dauerndes, aktives, inspiriertes und inspirierendes Wirken im Wissenschaftlichen Beirat des Spitalarchivs. Über Jahrzehnte muss es zwischen allen Gremien und allen Stationen zwischen Köln, Rom, Padua, Messina, Santiago de Chile, Princeton und Peking (so zählt Wikipedia auf) Bergdolts bewusste Entscheidung gewesen sein, die jährlichen Beiratssitzungen in Regensburg-Stadtamhof in personam mit seiner Anwesenheit zu ehren.
Bergdolt bereicherte substanziell die wissenschaftlichen Aktivitäten des Archiv8 der St. Katharinenspitalstiftung und brachte nachhaltig eigenständige Perspektiven ein: Zuletzt bei der Moderation der Sektion „Bild, Text, Objekt – Forschungsansätze zur materiellen Kultur des Spitals“ anlässlich der im Hochsommer 2021 stattgefundenen Tagung „Spitalobjekte“. Doch schon in Band 1 der „Studien zur Geschichte des Spital-, Wohlfahrts- und Gesundheitswesens“ wurde Bergdolts interdisziplinär informierte Handschrift lesbar, die sich im Verbund mit seiner umfassenden Gelehrsamkeit in diverse weitere Publikationen einschrieb, von „Essen und Trinken im Spital“ (2018) über den „Liber Regulae des Hospitals Santo Spirito in Sassia“ (2015) und manche mehr.
Bei alledem formulierte Klaus Bergdolt immer wieder und öffentlich die in seinen Augen „zentrale Rolle des Archivs der St. Katharinenspitalstiftung als Forschungszentrum und Multiplikator zur Spitalhistorie im deutschsprachigen und internationalen Raum“ und damit jenen Anspruch, an dem die Institution sich fürderhin wird messen lassen müssen.
Die St. Katharinenspitalstiftung, ihr Archiv und sein Beirat bewahren Professor Klaus Bergdolt ein dankbares Andenken. Wir erinnern uns an einen im besten Sinne grandseigneuralen Gelehrten, der allem Interesse an Hospitalgeschichte voller Zugewandtheit begegnete: seinen Kolleginnen und Kollegen, der Öffentlichkeit, und – vielleicht mit fruchtbarstem Nachklang – sogar dem wissenschaftlichen Nachwuchs. Requiescat in pace.
Bild: Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Klaus Bergdolt im St. Katharinenspital anlässlich der Tagung "Ernährungskultur zwischen Festtag und Fasttag. Essen und Trinken im Spital" im Jahr 2016.
Text: Kathrin Pindl
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